Ostern werden lassen

In der Karwoche halten wir den Atem an zwischen dem Schmerz des Vergangenen und der Sehnsucht nach dem, was kommt. Die Natur selbst lehrt uns: Was stirbt, kehrt neu zurück. Jeder Samen, der vergeht, lässt das Leben wachsen – dem Himmel entgegen.

So ist es auch mit uns: Ostern werden zu lassen heißt, das Dunkle nicht als Ende zu begreifen, sondern als Anfang. Jesus, der seine Hände nach den Gebeugten ausstreckt, steht auch heute an unserer Seite. Er richtet uns auf, wenn wir glauben, am Boden zu bleiben. Sein Kreuz ist kein Schlussstrich, sondern ein Türöffner – hin zu einem leeren Grab, das nicht von Verzweiflung, sondern von Gottes Hoffnung erzählt.

Dieses Grab ist kein Ort des Schweigens, sondern ein Raum, der vom Leben widerhallt. Hier zeigt Gott, dass er selbst den Tod durchdringt, um uns ins Licht zu tragen. Ostern wird, wenn wir uns von dieser Hoffnung anstecken lassen: im Werden und Vergehen das Ewige zu spüren, im Aufstehen die Hand Jesu zu spüren und im leeren Grab die Gewissheit, dass Gott uns niemals allein lässt.

Lassen wir Ostern in uns wachsen – als Versprechen, dass selbst der tiefste Schmerz nicht das letzte Wort hat. Denn der Himmel ist näher, als wir ahnen.

©Benjamin Meier, Gemeindeleiter

Bildquelle: kku